KAUFBERATUNG WERKZEUG
Alles da. Bindedraht für den Blumenkasten, Steinbohrer, um die Gartenschaukel festzudübeln, Spax-Schrauben in allen Größen und Längen, eingetrocknete Farbpinsel. Dazwischen ein paar ausgefranste Kreuzschlitzschraubendreher, zwei abgebrochene 10er-Maulschlüssel, ein aufgeweiteter 14er. Nur das Werkzeug fürs Motorrad hat sich im Lauf der Jahre aus der chaotischen Universal-Bastelkiste verkrümelt. So wird das nix.
Wer sein geliebtes Krad nicht kaputtschrauben möchte, dem empfehlen wir ein kompaktes, klug ausgewähltes Set an gutem Werkzeug – und davon bietet POLO eine ganze Menge. Nun sind Ansprüche, Kenntnisse und Unerschrockenheit beim Schrauben allerdings höchst verschieden. Deshalb machen wir uns step by step ans Werk und bauen unseren Fundus in drei Stufen auf.
Stufe 1 ist für jene gedacht, die eher selten zum Werkzeug greifen und ihr handwerkliches Engagement auf die notwendigsten Wartungsarbeiten beschränken. Diese Grundausstattung orientiert sich am Bordwerkzeug, das leider oft als Pannen-Set im doppelten Wortsinn ausgelegt ist. Speziell japanische Hersteller pflegen eine Vorliebe für Standardbesteck. Immerhin aber verrät es, welcher Ring-, Maul-, Inbus- oder Torxschlüssel in welcher Größe benötigt wird.
Bei POLO gibt es dann den entsprechenden Ersatz aus der A-Liga. Zum Beispiel vom in Trier ansässigen Spezialisten PROXXON, der auf seine Produkte zehn Jahre Garantie gewährt. Oder aus dem Fundus der Westfälischen Gesenkeschmiede WGB: vor über 100 Jahren gegründet und ihrem Werkzeug ebenfalls eine mindestens zehnjährige absolute Funktionstüchtigkeit abverlangend.
Ordinäre Gabelschlüssel ersetzt man am besten durch kombinierte Ring- Maulschlüssel, da manche Muttern und Schrauben nur auf die eine oder andere Art exakt bedient werden können. Als Ablösung für die wackelige Original-Zange wandert eine Kombizange mit Seitenschneider unter die Sitzbank, und der Billig- Schraubenzieher mit Kombiklinge weicht einem ordentlichen Drehgriff mit Inbus-, Schlitz-, Kreuzschlitz-, ggf. auch Torx-Einsätzen. Achtung: Japanische Motorräder sind mit Kreuzschlitzschrauben des Typs PH (Phillips) ausgestattet.
Stufe 2 unserer Werkzeugberatung bedient Schrauberinnen und Schrauber, die sich regelmäßig ans Eingemachte wagen: Öl, Luftfilter, Bremsbeläge wechseln, Radein- und Radausbau. Das Set wird durch Steckschlüssel (Nüsse) für die Achsmuttern, eine Umschaltknarre und diverse T-Griff-Schlüssel erweitert.
Womit wir nahtlos in den Expertenmodus wechseln: Stufe 3. Für Leute, die die Schlüsselweite der Lenkkopfmutter mit der Schieblehre vermessen, um die entsprechende Riesen- Nuss zu ordern. Leute, die nicht davor zurückschrecken, einen 172- teiligen KUNZER-Steckschlüsselsatz zu zerlegen, um die exakt zu ihrem Motorrad passenden Werkzeuge ins eigens angeschaffte Kunststoffköfferchen zu packen. Leute, die sich einen Drehmomentschlüssel gönnen, einen Satz Ratschenschlüssel, einen Motorrad- Lift – kurzum: Leute, die Pickel kriegen, wenn sie einen eingetrockneten Farbpinsel zwischen ihren Schätzen finden.
WERKZEUGSETS FÜR JEDEN BIKER-BEDARF
STUFE 1
Standard Bordwerkzeug wird durch höherwertiges Besteck ersetzt. Da Schlüsselweiten über 19 mm i. d. R. nur für die Achsmuttern nötig sind, können es Gelegenheitsschrauber diesbezüglich bei den Original-Ringschlüsseln belassen. Nicht jedoch bei der obligatorisch zu kurzen Blechverlängerung: Sie wird gegen ein Stahlrohr mit etwa 200 mm Länge und satt sitzendem Innendurchmesser getauscht. Der freundliche Schlosser ums Eck macht das für ein paar Euro. Den Zündkerzenschlüssel übernimmt man ebenfalls aus dem Bordwerkzeug. Was es jetzt noch braucht, ist eine passende Werkzeugtasche, in der sich alles ohne Gewaltanwendung unterbringen lässt. Wer einmal probiert hat, das Original-Bordwerkzeug wieder in die schwarze Plastikpelle zu zwängen, weiß, wovon die Rede ist, und freut sich über die Machart der QBAG Werkzeugtasche Retro.
Bei Motorrädern mit Schlauchlos-Reifen gehört ein Reparatur-Kit unter die Sitzbank, mit dem Reifen provisorisch geflickt und aufgepumpt werden können.
STUFE 2
Es bleibt bei den Ring-Maulschlüsseln der Stufe 1, jedoch sollten die Schlüsselweiten (SW) 8, 10 und 12 in doppelter Ausführung angeschafft werden, um die oft gleichgroßen Kontermuttern von Gaszug oder Kettenspannern ordentlich fixieren zu können. Speziell für den Radausbau kommen zwei hochwertige Steckschlüssel für die Achsmuttern, eine 1/2-Zoll-Ratsche und ggf. ein großer Innensechskant (Spindle Key) für hohlgebohrte Achsen hinzu. Gute T-Griff- Steckschlüssel mit modellspezifischen Inbus- oder Torx-Klingen machen die Bastelei enorm angenehm und sorgen mit ihren größenabhängigen Längen für ausreichend Drehmoment, ohne wehrlosen Gewinden den Garaus zu machen.
Wer später ohnehin aufrüsten will, besorgt sich schon jetzt einen Drehmomentschlüssel, da die großen Achsmuttern nach einem korrekten, vom Hersteller angegebenen Newtonmeter-Wert verlangen.
STUFE 3
Für hoch Ambitionierte, denen die absolute Unversehrtheit der oft unterschiedlichsten Schraubenköpfe und Muttern an ihrem Motorrad ein Anliegen ist, gibt es eine perfekte Lösung – zirka neun Kilogramm schwer und mit 172 Teilen befüllt: das KUNZER-Steckschlüssel-Paradies. Vom 3-mm-Inbus-Einsatz bis zur matt-verchromten 32er-Stecknuss sind hier alle gängigen und auch exotischen Werkzeuge im soliden Kunststoffkoffer verpackt. Sämtliche Bits lassen sich in alle drei Umschaltknarren einklicken.
Die ganz zierliche Schrauberei wird mit der 1/4-Zoll- Ratsche erledigt, die grobe (über 22 mm SW) mit dem 1/2- Zoll-Knebel und alles dazwischen mit der 3/8- Zoll- Knarre. Wer eine speziell auf sein Motorrad abgestimmte Werkzeugbox zusammenstellen möchte, kann diese relativ günstig und dabei hochwertig mit Teilen aus dem KUNZER-Repertoire bestücken. Kleiner Tipp dazu: Kennzeichnet die entnommenen Werkzeuge mit einem blauen benzinfesten Marker, damit sie bei Bedarf in den blauen KUNZER-Koffer zurückfinden.
Freunde des schnellen Schraubens seien noch Ratschenschlüssel ans Herz gelegt. Ihr Vorteil gegenüber herkömmlichen Schlüsseln und Nüssen: Sie lassen auch auf engstem Raum eine umlaufende Drehbewegung zu, müssen also nicht mehrmals neu angesetzt werden.
Abgesehen von diversen Kleinteilen, die unten aufgeführt sind, fehlt jetzt noch die ganz große Nummer: ein Motorrad-Lift, mit dem die Maschine so angehoben werden kann, dass weder Schwinge noch Gabel belastet sind und sich Federbein oder Gabelholme ungeniert ausbauen lassen.