Motorrad Kettensatz wechseln
Ohne Kardan- oder Riemenantrieb sind irgendwann Kette, Ritzel und Kettenrad fällig. Auch Endlosketten lassen sich mit etwas Geschick selbst montieren.
Die Lebensdauer von Antriebsketten kann sehr unterschiedlich sein. Heutige O- oder X-Ring-Ketten erreichen bei guter Pflege zwischen 20.000 und 25.000 Kilometer. Der Einsatz von permanenten Schmiereinrichtungen wie dem Scott-Oiler kann die Lebensdauer einer Kette um einige tausend Kilometer verlängern. Trotzdem kommt der Tag, an dem die alte Kette einer neuen weichen muss. Sind die Kettenspanner am Anschlag oder lässt sich die Kette am hinteren Kettenrad schon etwas hochnehmen, ist dies ein Indiz für übermäßige Kettendehnung. Auch ein gelegentlicher prüfender Blick auf Kettenrad und Ritzel kann nicht schaden. Sägezähne statt gleichmäßiger Zahnflanken zeigen den Exitus an. Übermäßige Laufgeräusche können zudem darauf hindeuten, dass sich die Fettfüllungen der einzelnen Kettenglieder verabschiedet haben.
Grundsätzlich sollte man bei Motorrädern über 27 PS auf den Einsatz von offenen Ketten mit Kettenschloss verzichten und Endlosketten benutzen. Ketten nur zusammen mit Ritzel und Kettenrad erneuern, komplette Kettenkits, passend abgestimmt auf Ihre Maschine, gibt es bei POLO in Erstausrüsterqualität.
In Kürze: Die Kette Deines Motorrads wechseln
Wenn Du die Kette Deines Motorrads wechseln möchtest, musst Du das Motorrad zunächst in den Leerlauf schalten. Dann kannst Du die Kette
langsam lösen. Verbinde nun die alte mit der neuen Kette. Jetzt kannst Du schonend an der neuen Kette ziehen, um die neue Kette
in die Schwinge zu ziehen. Das machst Du solange bis du am Ende der neuen Kette angekommen bist. Nun kannst Du die alte Kette davon lösen.
Gehen wir also vom Einsatz einer Endloskette aus, deren Tausch etwas aufwändiger ist, da die Schwinge ausgebaut werden muss. Im ersten Arbeitsgang entfernen wir die vordere Ritzelabdeckung, um das Ritzel zu lösen. Meistens wartet dahinter eine unangenehme Mischung aus Dreck und Kettenfett. Am besten nutzt man die Gelegenheit, um Deckel und Motorgehäuse in diesem Bereich zu reinigen. Die Ritzelbefestigung kann als Sicherungsblech mit zwei Schrauben, als Seegering oder als Zentralmutter mit Sicherungsblech ausgelegt sein. Letztere erfordert zum Lösen das Blockieren des Ritzels und etwas Kraft. Man legt den ersten Gang ein, betätigt die Hinterradbremse und benutzt ein solides Werkzeug, am besten mit Verlängerung. Ist das Ritzel gelöst, wird es abgenommen. Dabei achte man unbedingt auf die Einbaulage, denn manche Ritzel haben einen einseitigen Bund. Wird das Ritzel verkehrt herum eingebaut, wird die Kette später nicht gerade laufen.
Jetzt wird die alte Antriebskette nicht mehr benötigt. Hat man einen Kettentrenner zur Verfügung, kann man vor dem Ausbau von Hinterrad und Schwinge die alte Kette entfernen. Das erleichtert die weiteren Arbeiten und verhindert schwarze Finger.
Anschließend wird das Hinterrad ausgebaut. Um die Schwinge ausbauen zu können, muss zuerst der Umlenkhebel der Hinterradfederung gelöst werden. Dann entfernt man die Mutter der Achse und zieht sie aus der Schwinge. Schließlich kann die Schwinge nach hinten herausgenommen werden. Dabei achte man auf die beiderseitigen Schutzkappen sowie die Verlegung eventuell vorhandener Entlüftungs- oder Überlaufschläuche. Schwingenachse sowie Radachse werden auf einer sauberen Unterlage abgelegt und vor dem Wiedereinbau dünn mit Graphitfett bestrichen.
Nun kann das hintere Kettenrad mitsamt dem Kettenträger aus dem Hinterrad entnommen werden. Hierbei auf die Einbaulage und den Zustand der Dämpfergummis achten. Neues Kettenrad aufschrauben und die ganze Einheit wieder ins Hinterrad einsetzen.
Jetzt kommt der schwierigste Teil. Man legt die neue Kette über die Schwinge und justiert diese wieder vorsichtig zwischen den beiden Lagerstellen im Rahmen. Sobald Lagerstellen und Schwingenbohrung fluchten, steckt man die Schwingenachse durch. Für diesen Arbeitsgang kann es sinnvoll sein, einen weiteren Helfer hinzuzuziehen. Jetzt wird die Schwingenachse mit dem vorgeschriebenen Drehmoment angezogen.
Als nächstes setzt man das Ritzel in die Kette ein und steckt es auf die Getriebewelle, die man vorher mit etwas Graphitfett bestrichen hat. Wird es mittels Sicherungsblech und Schrauben gesichert, so setzt man die Schrauben mit Loctite ein. Eine Zentralmutter wird in der Regel mit einem Blech gesichert, dessen Rand gegen die Mutter verkantet wird.
Anschließend Umlenkhebel und Schwinge wieder verbinden und Hinterrad einbauen. Damit sich die neue Kette auch wirklich wohl fühlt, muss sie vorschriftsmäßig gespannt werden, denn eine zu stramm eingestellte Kette kann im Extremfall nicht nur reißen, sie verschleißt auch übermäßig schnell. Zum Einstellen wird das Motorrad abgebockt und im günstigsten Fall mit dem Fahrer belastet. Die Kettenspannung mit den Fingern prüfen, dabei die Kette am unteren Strang leicht nach oben drücken. Der Kettendurchhang sollte hier rund 30 Millimeter betragen.